Im Jahre 2005 wurde unser Dorf 800 Jahre alt und die Entwicklung, welche das Dorf zwischen 1205 und jetzt genommen hat, ist interessant und spannend zugleich.
Großkagen liegt in „des Landes Myssen großer(r) Korntenne – Sachsens Schmalzgrube – in der die Sammetbauern wohnen.“ So liest man in der Chronik von Clemens Mahner (Chronica Kagan, Clemens Mahner). Großkagen zieht sich vom ehemaligen Gasthof „an der alten Meißen-Lommatzscher Straße hangabwärts und nimmt die Oberkante des Talhangs vom Kleinen Ketzerbach ein“ (Elbtal und Lösshügelland bei Meißen, Akademieverlag 1979). Heute spricht man wegen der sanften Hügellandschaft und der besonderen Farben zu jeder Jahreszeit von der Toskana des Ostens.
Die erste Erwähnung des Ortes ist in der Gründungsurkunde des Klosters St. Afra von 1205 enthalten: „Reliquos autem fructus quos habet de ipfis villis et de decem manfis…in utroque Kagan…“ Es wird ersichtlich, dass damals Einkünfte auch aus Kagan (altsorbisch: der Ort des Kagan oder Chagan) bezogen wurden. Seitdem gehört Großkagen zu den Afranischen Dörfern. Bei der Quellenarbeit stießen wir aber auf interessante gegensätzliche geschichtliche Darstellungen. Wahrscheinlich wurde 1216 der Verkauf des Dorfes Kagan (12 Hufen Landes) an das Kloster Altzella abgewickelt (Hallische Chronik,S. 115). 1283 verkauften Abt Bernhard von Altzella und Heinrich der Prior von Kamenz diese „Erbhufen für 166 Mark lötigen Silbers an den Markgrafen Heinrich den Erlauchten, welcher sie hernach der hohen Stiftskirche in Meißen geschenkt (Quelle unbekannt)“. Später wurde das Dorf „nach St. Afra gepfarrt“ (Quelle unbekannt).Erwähnung finden auch die Gebrüder Dietrich und Volkmar von Kagen. Wahrscheinlich waren die Brüder sogenannte „Dienstritter oder Bauernritter“ (Chronica Kagan, Clemens Mustermann), die in den Dörfern angesiedelt wurden, um die Abgaben an das Domkapitel zu sichern. Man spricht deshalb von „Herrengütern“, das heißt von Dörfern, die von ehemaligen „Burgmannen“ verwaltet wurden (chronica Kagan, Clemens Mahner). Ab 1334 wird zwischen Kagan parvum (=klein) und Kagan magnum (=groß) unterschieden.
Kagan ist seiner Entstehung nach ein sogenanntes Gassendorf (Historische Ortsformen, nach Blaschke 1957).Es handelt sich dabei um weilerähnliche Ortschaften, die durch zwei bis drei Gehöfte, meist Vierseitenhöfe nach fränkischem Vorbild, geprägt waren. Das Bild der Vierseitenhöfe zeigt häufig ein Viereck mit Wohnhaus und Kuhstall, dem Pferdestall, Scheune, Schweinestall, Schuppen und Auszüglerwohnung. Charakteristisch waren weiterhin der Torbogen zur Straße und der Bauerngarten.
1878 findet man in der Gemeinde Großkagen 13 Gebäude und 104 Einwohner lebten im Dorf. Gemeindevorsteher: H. Beulich Bauern: Beulich,H. 8 ha Kühn,F. 46,5 ha Zieger,F.-H. 44,8 ha Wolf,F. 31,5 ha Köhler,E.E. 7,7 ha Dreischke,J. 2 ha Gastwirt: R. Schuppan Ab 1. November 1935 gründet sich die Großgemeinde „Kagen“, zu der die Dörfer Großkagen, Priesa, Pröda, Mohlis, Kaisitz, Tronitz, Nimtitz und Kleinkagen gehörten. 1965 wird die Gemeinde Kagen mit Jahna zu Jahna-Kagen vereinigt. Heute gehört unser Dorf zur Gemeinde Käbschütztal, deren Sitz sich in Krögis befindet.
Zusammengestellt und verfasst von Evelyn Chill.
Das Kobelchen von Großkagen
Ein Bauer in Großkagen hat ein Kobelchen (Kobold) gehabt. Niemand durfte es wissen. Eines Tages mußte er verreisen. Zu seinem Pferdejungen sagte er: “Räume in der Scheune auf! Laß aber das Dachsfell liegen, das am Balken hängt!” Wie nun Jungen einmal sind: Gerade weil es der Bauer verboten hatte, nahm der Junge das Fell herunter. Im selben Augenblick fingen die Kühe an zu brüllen, es polterte in Küche und Keller, der Junge lief eilends hin. Nichts zu sehen, nichts zu hören! Kaum hatte er den Rücken gewendet, so bekann der Spuk von neuem. Das dauerte so lange, bis der Bauer heimkehrte. Das Dachsfell war des Bauern Kobelchen gewesen. (aus DER GESPENTIGE MÖNCH Altis-Verlag)
Die blaue Schürze von Nimtitz
Als die Herrscher es noch liebten, wie die Chronik uns erzählt, selber sich zu überzeugen, wo’s dem kleinen Manne fehlt, ging auch mal von Meißen kommend, Sachsens Churfürst über Land; ohne jeden Hofstaat reisend, ahnte niemand seinen Stand. Sah der Felder reichen Segen, sah der Wiesen bunte Pracht, sah in Ställe und Gehöfte und was der Bauer sonst noch macht. Freute sich an solchen Maße, das zur Heimkehr es zu spät – obdachlos auf weiter Straße, ratlos Sachsens Churfürst steht. Wie der hohe Herr noch grübelt, tritt ein Frauchen auf ihn zu: ” Fremdling, es beginnt zu dunkeln, Mensch und Tier sehnt sich nach Ruh. Dünkt mein Haus euch nicht zu simpel, tretet ein und ruht euch aus; für ein Nachtmahl und das Lager sorgt mein Sohn, kommt er nach Haus.” Und der Churfürst ist geblieben, hat sich herrlich amüsiert, denn der Landmann ist gar pfiffig, weiß was in der Welt passiert. Als er dann am and’ren Morgen von den lieben Menschen schied, ihre derben Hände schüttelnd, sprach er: “Ein Familienglied kann nicht reich beglückter gehen, als der Fremde es jetzt tut – habt ihr etwas auf dem Herzen, sagt’s, ich kenn den Churfürst gut! Hier sein Bild auf zwei Dukaten, nehmt sie und erfreut euch dran: den ihr aufgenommen, ist just ganz derselbe Mann. Eure Wirtschaft ist ganz leidlich, doch ein Gasthaus nährt noch mehr; das es niemand euch bestreite, reicht mir Blatt und Feder her. Was ich heut gentag’s verbriefe, sei als Vorrecht euch verlieh’n wandermüde zu erquicken, die durch diese Ortschaft zieh’n. Das man auch für alle Zeiten von der ersten Wirtin spricht, die trotz ihrer blauen Schürze mehr verstand was Christenpflicht, als so manche Hochgestellte, der nur gibt, wenn man es sieht, heißt das Haus “ZUR BLAUEN SCHÜRZE”! Jeder der vorüberzieht und verlangt einmal zu rasten, finde was sein Herz begehrt. Solches hab ich heut verordnet, das mein Volk danach verfährt.” – Das Papier den Leuten lassend, ging der edle Churfürst fort. Heute noch ehrt jeder Sachse, der hier weilt, dies Fürstenwort und erfreut sich, das kein Prachtbau ihn um all Stimmung bringt, das kein Grammophon hier schmettert, das der Vögel Sang verschlingt. Poesie-umwob’nes Kneibchen, “BLAUE SCHÜRZE” sei gegrüßt! Wen du einmal festgehalten, dauernd in sein Herz dich schließt. Frieden atmet jeder Winkel – halb geöffnet steht das Tor und mir ist’s, als müßt ich warten, bis der Churfürst tritt hervor, bis in jenen zwei Dukaten wieder blitzt der Sonne Glanz, daß ein neues Blatt sich füge in der Heimat Sagenkranz!